Politische Rolle im Provinziallandtag der preußischen Rheinprovinz
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Bereits 1815 hatte Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck Kontakt mit dem preußischen Staatskanzler Hardenberg aufgenommen, um mit Hinweis auf die 1794 erfolgte Erhebung der Linie Salm-Reifferscheidt-Bedburg in den Reichsfürstenstand nun den preußischen Fürstentitel zu beanspruchen. Darüber hinaus erbat er sich, seine linksrheinische Grafschaft Dyck als ehemals reichsunmittelbares Territorium zur Standesherrschaft zu erklären. Den Fürstentitel gestand ihm Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1816 aus "besonderer königlicher Gnade" zu, die Anerkennung als Standesherr lehnte er hingegen wegen der fehlenden rechtlichen Voraussetzungen ab. Als der König am 19. Januar 1826 dem rheinischen Adel – im Widerspruch zum Realerbteilungsrecht des linksrheinisch nach wie vor gültigen Code Civil – das Fideikommissrecht zusprach, konnte Fürst Joseph seine linksrheinischen Besitzungen zu einem Majorat vereinigen. Er erlangte damit die Aufnahme in den ersten Stand des Provinziallandtags.
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Wie einflussreich die Adelsgruppe um Johann Wilhelm Freiherr von Mirbach-Harff, Franz Anton Graf von Spee und Alexander Freiherr von Wylich zu Diersforth auf den ersten beiden Provinziallandtagen war, zeigt sich allein schon darin, dass jeweils Wylich zu Diersforth als Landtags-Vizemarschall amtierte. Denn allein der König berief den Landtag ein und ernannte ein Mitglied des ersten oder zweiten Standes zum Landtagsmarschall bzw. zu dessen Vertreter. Dieser stand als Beauftragter der Krone über den Ständen und ernannte – wiederum allein aus den Vertretern des ersten und zweiten Standes – die Vorsitzenden der Fachausschüsse. Fürst Joseph wurde 1826 wie auch bei einigen folgenden Landtagen zum Vorsitzenden des wichtigen Ausschusses für kommunale Angelegenheiten berufen. Dass er sich von den altständischen Vorstellungen der Adelsgruppierung um Mirbach-Harff distanzierte, die vehement für die Einführung des partiell noch ständisch abgestuften Allgemeinen Preußischen Landrechts anstelle des auf staatsbürgerlicher Rechtsgleichheit beruhenden Code Civil eintrat, untermauert ein Schreiben an den Kronprinzen Wilhelm vom 28. Januar 1831. Hier pocht Salm-Reifferscheidt-Dyck auf die Einlösung des preußischen Verfassungsversprechens von 1815 und tritt für eine Bewahrung des 'Rheinischen Rechts' ein:
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"[...] Auf unserem Provinzial-Landtage stellte sich stets der Düsseldorfer Adel
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Dass die Adelsgruppe um Mirbach-Harff zumindest vorübergehend ihren Rückhalt beim König einbüßte, zeigt sich auch darin, dass Fürst Joseph 1830 zum Landtags-Vizemarschall des dritten Provinziallandtags ernannt wurde. Der vierte Landtag 1833 sah jedoch an seiner Stelle Franz Anton Graf von Spee, einen Vertrauten Mirbach-Harffs, als Landtags-Vizemarschall.
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"Ich glaube also, auch einen gerechten Anspruch auf das allerhöchste Vertrauen wie auf das öffentliche zu haben, und nur durch dieses beiderseitige Vertrauen kann meine Mitwirkung zu den Provinzialangelegenheiten irgendeinen Nutzen bringen. Von dem Augenblicke an, wo Eure Majestät mir das Ihrige entziehen, ist mein Beruf zu Ende, und es bleibt mir nichts übrig, als mich in mein ruhiges, den Wissenschaften allein gewidmetes Leben zurückzuziehen".
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Das beharrliche Eintreten für die Aufrechterhaltung des Code Civil als 'Rheinisches Recht' und das stete Anmahnen eines gesamtpreußischen Landtags waren politische Leitlinien Josephs zu Salm-Reifferscheidt-Dyck. Er zählte zu den 'Liberalen' im Landtag und machte seine Distanz zur konservativen Politik der Ritterschaft um Johann Wilhelm von Mirbach-Harff und damit auch zu den politischen Vorstellungen des Königs deutlich. Als Friedrich Wilhelm III. im November 1830 dem Landtag eine Gesetzesvorlage zur Revision der allgemeinen Gesetzgebung und die Abfassung neuer Provinzialgesetze zur Beratung überwies, wirkte Fürst Joseph maßgeblich an der ablehnenden Antwort des Landtags mit:
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"Vom ersten Landtage an ist die Beibehaltung unserer [rheinischen] Gesetze die wichtigste gewesen, und sie hat eine Teilnahme erzeugt, die mit jedem Jahr lebhafter geworden ist. Die Treue der Provinz und ihre Liebe zu Eurer Majestät haben sich seit 20 Jahren und besonders in der letzten bewegten Zeit [Juli-Revolution von 1830, H.-W.L.] so vollständig bewährt, daß wohl kein Staatsinteresse das Opfer ihrer [rechtlichen] Institutionen erheischen kann."
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Auch die persönliche Intervention des preußischen Justizministers von Kamptz auf Schloss Dyck brachte kein Ergebnis.
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"Der Fürst Salm-Dyck ist […] meiner Überzeugung nach beßer als sein Ruf […], wodurch die Zurückziehung des sicheren Auftrags als neuer Landtags-Marschall nicht aus Mangel an Vertrauen veranlaßt ist; auch eignet er sich durch seine Fähigkeiten mehr zum Präsidenten einer Standesherren-Versammlung; doch aber soll er einer theilweise zu gehäßigen Opposition [der Liberalen, H.-W.L.] zu nahe gestanden, als daß er meines Erachtens bei der Wahl für eine solche Rolle die Präverenz haben könnte".
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Als Friedrich Wilhelm IV. 1847 – durch die sich zuspitzende innenpolitische Lage gezwungen – erstmals alle preußischen Provinzialstände als Vereinigten Landtag nach Berlin einberief, erwies er Fürst Joseph, zu dem er bereits als Kronprinz in engem brieflichem Kontakt gestanden hatte, eine besondere Ehre: die Ernennung zum stellvertretenden Landtagsmarschall.
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"Den Beweis der Ernennung [...] weiß ich umso höher und vollständiger zu würdigen, als bis jetzt meine biedersten Absichten fast stets verkannt worden sind. Das Gefühl des mir so gethanen Unrechts würde mich selbst abgehalten haben, an den ständischen Beratungen ferner einen Antheil zu nehmen. Jetzt aber, wo Eurer Majestät hochherziger Wille die Provinzialstände zu einem neuen Berufe versammelt, ist es Pflicht für jeden treu ergebenen Manne, die Stelle anzunehmen, die Eure Majestät ihm anweisen und zur Ausführung der Allerhöchsten Beschlüsse mitzuwirken."
Anmerkungen
Empfohlene Zitierweise
Hans-Werner Langbrandtner, Politische Rolle im Provinziallandtag der preußischen Rheinprovinz, aus: Martin Otto Braun, Elisabeth Schläwe, Florian Schönfuß (Hg.), Netzbiographie – Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (1773-1861), in: mapublishing, 2014, Seitentitel: Politische Rolle (Datum des letzten Besuchs).