Preußische Zeit
Der Wiener Kongress von 1814/15 sprach die weitgehend katholischen nördlichen Rheinlande dem protestantisch dominierten Königreich Preußen zu. Auch dieses hatte sich mit den stein-hardenberg'schen Reformen bereits ein gutes Stück weit Richtung Staatsbürgergesellschaft entwickelt. Ständische Relikte und adlige Privilegien waren dennoch verblieben, als der Reformprozess mit der konservativen Wende von 1819 abrupt zum Ende kam. Während das rheinische Bürgertum die von ihm hochgeschätzten Institutionen der 'Franzosenzeit', vor allem den Code Civil zäh gegen hohenzollernsche Oktroyanzbestrebungen verteidigte, gelang einer Gruppe rheinischer Adelsfamilien, den schwelenden Zentrum-Peripherie-Konflikt ausnutzend, eine standespolitische Meisterleistung: Wiederherstellung der Adelsprädikate, des Fideikomissrechts, eigene Schiedsgerichtsbarkeiten und eine stark bevorrechtete Repräsentation auf dem anstatt einer gesamtstaatlichen Verfassung ins Leben gerufenen Provinziallandtag. Die Revolution von 1848 erschütterte die Stellung der wenigen standesherrlichen Häuser im Rheinland erneut in ihren Fundamenten.